Brite gerät in blutige «Gen Z»-Proteste in Nepal und filmt mit
Eigentlich postet Harry vor allem Reisevideos auf seinem Youtube-Kanal. Die werden in der Regel von ein paar Zehntausend Menschen angeschaut. Das aus Nepal haben mittlerweile aber über 23 Millionen Menschen gesehen. Zu Beginn schreit der 28-Jährige: «Das ganze Gebäude ist abgefackelt!». Er zeigt auf das Regierungsgebäude, welches von Demonstrantinnen und Demonstranten niedergebrannt wurde.
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Als der Brite über die Grenze von Indien nach Nepal fährt, sind gerade die blutigsten Proteste seit dem Ende des Bürgerkriegs (1996 bis 2006) und der Abschaffung der Monarchie (2008) im Gange. Mindestens 72 Menschen starben, Dutzende weitere wurden verletzt. Harry filmt im Verlauf der nächsten Tage die teils gewalttätigen Proteste, an denen vor allem Mitglieder der Generation Z teilnehmen. Immer wieder rennt er – weil die Polizei Tränengas oder Schüsse abgibt, oder weil Protestierende ein Auto oder ein Gebäude in Brand gesetzt haben.
Unsicher habe er sich aber nicht gefühlt, wie er gegenüber britischen Medien sagt: «Die Leute haben mich beschützt. Sie sagten mir, wo ich nicht hinsoll, gaben mir Wasser und führten mich sicher durch Menschenmengen. Sie wollten, dass internationale Medien sehen, was hier passiert.»
Erstmals leitet Frau Regierungsgeschäfte in Nepal
Eine Sperrung von etlichen Social-Media-Plattformen vor rund anderthalb Wochen hatte in Nepal zehntausende, meist jüngere Menschen auf die Strasse getrieben. Die Regierung wollte die Dienste mit dem Verbot zwingen, sich zu registrieren und unter staatliche Aufsicht stellen zu lassen. Der Schritt rief jedoch starke Kritik hervor. Die Demonstranten prangerten zudem weitverbreitete Korruption und Vetternwirtschaft an.
Nach den gewaltsamen Protesten in Nepal übernimmt die frühere oberste Richterin Sushila Karki übergangsweise die Regierungsverantwortung. Präsident Ram Chandra Paudel habe die 73-Jährige zur Interimsregierungschefin ernannt, teilte ein Sprecher des Staatsoberhaupts in Kathmandu mit. Sie wurde nach Berichten lokaler Medien noch am Abend vereidigt. Erst am Dienstag hatte sich Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli dem Druck der Demonstranten gebeugt und war zurückgetreten.
Mit Karki wird erstmals in dem Himalaya-Staat eine Frau die Regierungsgeschäfte leiten. Die nächste Parlamentswahl soll innerhalb von sechs Monaten stattfinden. Auf die ehemalige Vorsitzende Richterin am Obersten Gerichtshof hatte sich Paudel mit Teilnehmern der Protestbewegung verständigt. Karki ist im Land als langjährige Kämpferin gegen Korruption bekannt.
Diejenigen, die öffentliche Gebäude zerstört haben, will die 73-Jährige aber zur Rechenschaft ziehen. «Wie können diejenigen, die solche Taten begehen, als Nepalesen bezeichnet werden?», sagte sie. Im Gegenzug würden Familien von Getöteten eine Entschädigung erhalten und die Verletzten versorgt werden. (aargauerzeitung.ch)